Dampfschiff-Pläne auf dem Rhein 

Die Dampfschifffahrt auf Hochrhein und Untersee, zwischen Schaffhausen und Konstanz, könnte 40 Jahre nach ihrem Ende wiederbelebt werden. Der Schaffhauser Kantonsrat Eduard Joos hat seine Regierung dazu aufgefordert, mit den Thurgauer Kollegen Gespräche über die Finanzierung aufzunehmen. Ein Schiffsexperte rechnet aber mit rund fünf Millionen Euro Kosten für das Projekt.

Die Idee, ein altes Schiff der Flotte der privaten Schweizer Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) durch ein Dampfschiff zu ersetzen, findet schon seit einiger Zeit vor allem im Grenzkanton Schaffhausen Freunde. Im März hat der freisinnige Kantonsrat (FDP) Eduard Joos eine entsprechende Anfrage an den Schaffhauser Kantonsrat (Parlament) geschickt und um Verhandlungen mit der Thurgauer Regierung gebeten. Mit unterschrieben hatten diese 20 Kolleginnen und Kollegen - ein Viertel des gesamten Kantonsrates. Demnach soll die URh mit dem nötigen Kapital ausgestattet werden, damit sie demnächst kein Motor-, sondern ein voraussichtlich viel teureres Dampfschiff kaufen kann. Die neuen Schiffe der URh werden üblicherweise von den beiden Kantonen, die Anteile an der Gesellschaft halten, vorfinanziert. Und die URh prüft derzeit, ob die aus sechs Motorschiffen bestehende Flotte zu modernisieren ist. Zunächst will die in Schaffhausen beheimatete URh das älteste Schiff, das aus dem Jahre 1965 stammende sowie 47 Meter lange "Motorschiff Thurgau", modernisieren oder ganz ersetzen. 

Der Vorschlag wird mit der touristischen Attraktion eines solchen Dampfschiffes noch untermauert. Mit dem Flussdampfer könnte den Urlaubern und Tagesgästen etwas geboten werden, was andere Regionen nicht haben, schreibt Eduard Joos. Jetzt hofft er, dass die Initiative auch im Kanton Thurgau Wellen schlage. Der Sprecher der URh, Thomas Rist, erklärte bereits gegenüber der Thurgauer Zeitung, dass die Anschaffung eines Dampfschiffs ein interessanter Gedanke sei. Aber ein modernes Dampfschiff müsste erst speziell für die Anforderungen der Rheinschifffahrt konstruiert werden. Kursschiffe durch historische Dampfer zu ersetzen, sei undenkbar. Im vergangenen Jahr hatte die URh 391.300 Passagiere gezählt, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von elf Prozent.

Auf dem Bodensee fährt derzeit nur noch das 95 Jahre alte Dampfschiff Hohentwiel, das vor 18 Jahren originalgetreu restauriert wurde und seitdem das Erlebnis des Reisens im klassischen Stil des 20. Jahrhunderts aufrechterhält. Der Halbsalondampfer wurde in vier Jahren von Helfern des Vereins Internationales Schifffahrtsmuseum unter Leitung des technischen Schiffsoffiziers Reinhard E. Kloser im Hafen des vorarlbergischen Hard vorm Abwracken gerettet und grundlegend wieder aufgebaut. Die Baukosten betrugen damals 4,2 Millionen Mark (rund 2,1 Millionen Euro).

Die Hälfte zahlten die Seeanrainerländer und -kantone. Mittlerweile auch für Kloser eine "nicht mehr denkbare Rettungsaktion". Er meint jedoch, dass das teuerste die Dampfmaschine ist, die heute zu realistischen Kosten nicht mehr zu fertigen sei. Er rät den Schaffhausern, eine alte Dampfmaschine, eine absolute Rarität, zu suchen, um darum ein Schiff aufzubauen. Kosten für das Gesamtprojekt: "Ich würde sagen, wenn es aussieht wie das ehemalige DS Schaffhausen, rund fünf Millionen Euro." Vorausgesetzt: Die Planungs- und Organisationskosten müssen gering bleiben.

(Gerhard Herr/Südkurier v. 09.04.08)

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