Kur mit Pinsel und Schraubenschlüssel

In der Werft der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein URh bei Langwiesen werden die sechs Schiffe optisch und technisch auf die am 5. April beginnende neue Schifffahrtssaison getrimmt.

Kürzlich auf der Langwieser Werft: In der über 50 Meter langen Hellinghalle ruht die 200 Tonnen schwere «Schaffhausen» auf dem Metallschlitten, der langsam in Richtung Wasser rollt. Im Steuerstand Kapitän Urs Thaler, an der Winde Werftchef Willy Lirgg. Bald schwimmt das Heck, taucht immer weiter ein, bis auch der Bug in den Fluten liegt. Kaum ist das Schiff voll manövrierfähig, geht es auf Probefahrt bis hinauf zum Paradies, um nach der Rückkehr vor der Werft vertäut zu werden.

Es ist gleichsam eine imposante nautische Rochade: Denn nachdem das Flaggschiff wieder im Rhein schwimmt, steuert Kapitän Renato Svensson die «Thurgau» behutsam auf den unter Wasser auf Schienen wartenden Rollschemel. Sie wird zentimetergenau auf die Stützarme der Helling dirigiert und demselben Prozess unterzogen, wie oben im Falle der «Schaffhausen» beschrieben – allerdings in umgekehrter Richtung.

Drei- oder viermal im Winter

Am Nachmittag ist der anspruchsvolle Platztausch, wie er drei- oder viermal im Winter passiert, vollzogen. An der «Schaffhausen» sind übrigens Arbeiten an den Kupplungen, Revisionen von Pumpen, eine Teilsanierung der Bestuhlung sowie Unterhalt und vorgeschriebene Kontrollen vorgenommen worden. Letzteres wird auch der «Thurgau» zuteil, während sie nun im Trockenen schwebt, denn die sicherheitsrelevanten Einrichtungen und Teile werden bei jedem der sechs Schiffe periodisch überprüft. Hinzu kommt bei der «Thurgau» ein farbliches Face-Lifting. Zuvor war im Herbst schon die «Munot» auf Helling – sie bekam vom neuen Saalboden über Unter- und Überwasser-Lackierungen bis hin zur Modernisierung der Einzelrettungsmittel eine recht umfassende Kur verpasst. Eine solche steht auch der «Arenenberg» bevor, die man als vierte Einheit aufs Trockendock holen wird, sobald die bestellten Ersatzteile eingetroffen sind. Eine umfangreiche Revision der beiden Antriebsmotoren soll sich unter anderem auch nach außen sichtbar auswirken: Das verrußte Heck, mit dem das Schiff in der letzten Saison unterwegs war, soll dann wieder in strahlendem Weiß erscheinen. Zudem werden beide Propeller ausgebaut und ausgewuchtet.

Start am 5. April

Die beiden übrigen Schiffe, die «Stein am Rhein» und das «Konstanzerli» schlugen dieses Jahr nicht arg zu Buche. Trotzdem: Sie hatten in diesem Winter wieder ein volles Programm, die zwanzig Untersee-und-Rhein-Nautiker, von denen immer etwa ein Dutzend auf der Werft arbeitete. Die anderen weilten derweil in den Ferien, denn die sind für die Schiffsleute im Sommer nicht denkbar. Und sie werden noch einiges zu tun haben, bis es am 5. April 2009 wieder heißen wird: «Leinen los!» für die neue Saison.

(Ernst Hunkeler/Schaffhauser Nachrichten v. 27.02.09)

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