Schiffe erhalten den letzten Schliff

Auch im Winter wird fleissig gearbeitet: Ein Blick hinter die Kulissen der Schiffswerft.

Letzte Arbeiten vor Saisonbeginn: In der Langwieser Werft der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein URh erhalten die sechs Schiffe technisch wie optisch den letzten Schliff. Wobei der letzte Schliff im Falle der «Stein am Rhein» durchaus wörtlich zu nehmen ist: Das Schiff liegt gerade noch in der 50 Meter langen Werfthalle auf Helling. Der Unterwasserbereich samt Schraube und Steuerrudern erstrahlt bereits im leuchtenden Kupfer des neuen Antifouling-Anstrichs, an der Reling wird noch mit Schleifpapier und Farbe gearbeitet. Wenn auch dort die farbliche Kosmetik beendet ist, werden die Namenszüge «Stein am Rhein» wieder montiert.

Die «Stein» ist mit Baujahr 1956 das zweitälteste Schiff der Flotte und belegt nun als drittes und letztes in diesem Winter die Halle. Vor ihm waren bereits die «Arenenberg» und das MS «Munot» von ihren Kapitänen auf den Unterwasserschlitten vor der Halle manövriert und dann mit der Winde hochgezogen worden – jeweils eine Rochade in Millimeterarbeit.

Frischwasserpumpe ersetzt

Die anderen drei Schiffe «Schaffhausen», «Thurgau» und «Konstanz» (mit Baujahr 1925 das weitaus älteste der Flotte) waren entweder vor einem Jahr auf Helling oder werden es im kommenden Winter wieder sein. Sie lagen 2009/2010 in Zweierreihe am Steg vor der Werft und wurden dort vor allem im Innenbereich überarbeitet. Dies liest sich auf der Liste von Werftchef Willy Lirgg im Falle des Flaggschiffs «Schaffhausen» etwa so: «Frischwasserpumpe ersetzt und System modifiziert, Rettungsmittelbestand und Einrichtung der neuen Gesetzgebung angepasst, Batterieladegerät der Notstromanlage ersetzt, Tischplatten der Oberdecktische erneuert, Unterhalt und Kontrolle der sicherheitsrelevanten Einrichtungen und Teile gemäß gesetzlichen Vorgaben». Die Rapporte zum Rest der Flotte lauten ähnlich und variieren je nach individuellen Notwendigkeiten. Bei der «Arenenberg» etwa kamen die Revision der beiden Schottel-Kupplungen beim Hersteller, neue Eingangstüren und ein neuer Bodenbelag auf dem Vordeck hinzu, an der «Munot» wurden die ganzen umfangreichen Vorbereitungsarbeiten für die gesetzliche Prüfung durch das Bundesamt für Verkehr durchgeführt.

Auch die Kapitäne legen Hand an

Viele der Arbeiten nehmen die 20 Frauen und Männer der Crews gemäß ihrer beruflichen Herkunft selber vor, wobei die Kapitäne genau so Hand anlegen wie die Mannschaften. Revisionen im Antriebsbereich (Kupplungen, Kurbelwellen, Antriebsschrauben usw.) werden an die Hersteller oder an spezialisierte Werkstätten vergeben. Wie in jedem Winter, so arbeiteten die nautischen Handwerker auch diesmal wieder nebenher an Land: In der Werft und in den Büroräumlichkeiten an der Schaffhauser Schifflände wurden umfangreiche Renovations- und Umbauarbeiten getätigt. Will heißen: Wenn die Crews der Untersee-und-Rhein-Flotte dieses Jahr wieder Fahrt aufnehmen, so tun sie dies nicht nur auf optisch und technisch perfekten Schiffen. Sie hinterlassen auch den Landratten der Schifffahrtsgesellschaft tadellose Arbeitsplätze. Übrigens: Am Karfreitag, 2. April, heißt es wieder «Leinen los!»

(Ernst Hunkeler/Schaffhauser Nachrichten v. 20.03.10)

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