Kabelsalat im Gerippe der «Thurgau»

Die ausgehöhlte MS Thurgau der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) steht auf dem Trockendock zur Generalüberholung - in der vom Untergang bedrohten Bodan-Werft. Mitte April soll das stolze Schiff aber wieder auf Kurs gehen.

Von außen sieht die MS Thurgau in diesen Tagen aus, als hätte es Christo verpackt. Innen steht nur noch das Gerippe. Die Motoren sind ausgebaut. Die Kabel werden neu verlegt. Die Generalüberholung des Schiffes und der Konflikt um die geplante Schließung der verschuldeten Bodan-Werft in Kressbronn laufen parallel.

Vergangenen Freitag demonstrierten die Arbeiter. Nun heißt es von Bauchef Martin Kober: «Zur Werftschließung geben wir keine Auskunft.

» Er klemmt mit ernster Miene jede weitere Nachfrage ab. Tränen soll keiner sehen.

Sanierung trotz Pleitekurs

Die Traditionsfirma ist 92 Jahre alt. Die gesamte Flotte der URh, von der MS Konstanz (Baujahr 1925) bis zur «Munot» (1998), stammt aus der Bodan-Werft. Kann das Unternehmen nun den Auftrag der URh zur Sanierung des MS Thurgau mit Kosten von rund 2,6 Millionen trotz Pleitekurs erfüllen? Dazu sagt Thomas Rist, Leiter der Geschäftsstelle der URh:

«Ja, wir haben den Werkvertrag für das MS Thurgau mit einer speziell für dieses Projekt von den beiden Projektpartnern gegründeten Projektgesellschaft abgeschlossen.» Außerdem gäbe es zur Not Alternativen: Auch in den beiden Werfthallen in Friedrichshafen und Romanshorn wäre die Sanierung derart großer Schiffe prinzipiell durchführbar.

Ausbildung fürs Personal

Sicher ist: Mitte April muss die MS Thurgau wieder schwimmen. Das Bundesamt für Verkehr aus Bern übernimmt die Abnahme - und das URh-Personal muss ein Ausbildungsprogramm absolvieren, bevor die Passagierfahrten wieder losgehen können.

Die Finanzierung der Arbeiten an der 46jährigen MS Thurgau «erfolgt zum einen aus eigenen Mitteln, zum anderen wird sie aus der Kapitalerhöhung der Gesellschaft finanziert. Falls das nicht reicht, brauchen wir allenfalls zusätzlich einen Bankkredit», sagt Rist.

20 Jahre unterwegs

Das renovierte Schiff wird zwei Jahrzehnte lang zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen unterwegs sein. «Die Lebensdauer hängt immer auch vom laufenden Unterhalt ab. Wenn die «Thurgau» weiterhin so gut gepflegt wird, verlängert sich die Betriebsdauer», sagt Rist. Ein neues Schiff käme auf bis zu 8 Mio. Franken.

Alles neu auf der MS Thurgau? Ja. Die neuen Motoren haben Partikelfilter, die Aufbauten bekommen einen Neuanstrich, es gibt dann Holzdecks, schließlich werden alle elektrischen Anlagen erneuert sowie die Toilettenanlage ersetzt. Und sämtliche nautischen Instrumente funktionieren bald nach dem neuesten Standard.

(Margith Pfister-Kübler/St. Galler Tagblatt v. 27.01.11)

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