URh-Flotte in der Winterkur

Eine Wintertradition: Die URh-Flotte wird derzeit optisch und technisch wieder in Topzustand gebracht.

Die Nautiker der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) richten derzeit ihre sechs Schiffe, Petrus sollte dasselbe mit dem Wasserstand tun - respektive ein zur Normalisierung nötiges Wunder. Wobei: Eigentlich sind es nur fünf Schiffe, die bei Langwiesen vertäut oder im Trockenen liegen, denn das im vergangenen Jahr neu eingeweihte «Konstanzerli» ist auf der Romanshorner Werft zu Gast, um Garantiearbeiten, Optimierungen und dem Einbau einer Ankerwinde unterzogen zu werden. Letzteres übrigens auf Wunsch des Bundesamtes für Verkehr (BAV).

Dem sechsjährigen Turnus gemäß wird das BAV in diesem Winter die «Thurgau» inspizieren, solange diese noch in der Werfthalle auf dem riesigen Schlitten im Trockenen liegt. Dort wurden die beiden Antriebsmotoren sowie die Ruderanlage vom Steuerhaus bis zum Heck revidiert. Nebst Sanierungsarbeiten an der Deckbeplankung stand zudem eine Erneuerung des Unterwasseranstrichs auf dem Programm.

Zum Geburtstag

So oder ähnlich lesen sich auch die Listen von Arbeiten, die derzeit in und an den weiteren fünf Schiffen in der URh-Werft geleistet werden, wobei in der Regel jene Einheiten in der Werfthalle liegen, deren Anstrich erneuert oder bei denen an der Ruder- oder Propelleranlage gearbeitet werden muss. In diesem Winter verließen außer der «Thurgau» noch die MS «Stein am Rhein» und «Schaffhausen» das Wasser in Richtung Halle. Die «Stein am Rhein», mit Baujahr 1956 nach der «Konstanz» das dienstälteste URh-Schiff, erhielt just zum 50. Geburtstag (unter anderem) eine Totalrevision des Dieselmotors, wobei Aufträge dieser Komplexität in der Regel an Spezialfirmen vergeben werden.

Das Pflichtenheft mit den Arbeiten für den kommenden Winter wächst jeweils schon im Sommer, indem die sieben Kapitäne und Schiffsführer auftretende Mängel regelmäßig an Werftchef Willy Lirgg weitermelden. Stets nach dem Motto «(Betriebs-)Sicherheit ist oberstes Gebot» werden diese dann entweder sofort behoben oder die Reparaturen für den Winter geplant. Kein einfacher Job für den Werftverantwortlichen, die Winterarbeiten dann so zu koordinieren, dass die - zusammen mit ihm - 20 Leute immer optimal arbeiten können, die Schiffe zur rechten Zeit entweder im Wasser oder auf Helling, die Spezialfirmen gebucht sind. Denn für die Revisionen von Getrieben und Maschinen etwa, die zwecks «Learning by doing» stets von URh-Leuten begleitet werden, müssen schnell einmal anderthalb Monate eingeplant werden.

Eine Handbreit Wasser

So sind sie denn noch knapp zwei Monate mit Beplanken und Malen, Schrauben und Schrubben zugange, die Schiffscrews, ehe sie am 9. April wieder in ihre Uniformen steigen und hoffentlich in die neue Saison starten werden. Mit Schiffen in Topzustand und zumindest jener Handbreit Wasser unter den Kielen, die im Moment bei weitem fehlt.

 (Ernst Hunkeler/Schaffhauser Nachrichten v. 14.02.06)

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