Eine ungewisse Zukunft

Entscheidung über das Schicksal des ältesten Schiffs der Vorarlberg Lines - der "Österreich" - steht bevor.

Viele Freunde der Schifffahrt vermissen seit Monaten die "Österreich", ältestes Schiff der Vorarlberg Lines. Auch nach der Hafeneröffnung in Bregenz ist die "alte Dame" nicht mehr an ihren angestammten Platz im Bregenzer Hafen zurückgekehrt.

Rumpfzustand Hauptkriterium

Stattdessen verbringt das Schiff die Saison, seine möglicherweise letzte, im Hafen der Fußacher Werft. Kürzlich wurde sie sogar aus ihrem angestammten nassen Element an Land gehievt, um sie zu "vermessen", das heißt zu prüfen, wie der Zustand des Rumpfes ist. Dies ist ein ganz wichtiges Kriterium bei der Einschätzung des Gesamtzustands bzw. ob sich eine Restaurierung angesichts der notwendigen Investitionen wirtschaftlich vertreten lässt. "Wenn der Rumpf noch Okay ist", so der Bootsbauer Jürgen Schneider, der auf der Werft beschäftigt ist und sich die "Österreich" natürlich auch ganz genau angesehen hat, "dann wäre ein ganz großer Brocken eingespart." Die mögliche Auswechselung von Rumpfplatten ist freilich nicht der einzige Investitionsposten bei einer allfälligen Renovierung.

Untersuchung abgeschlossen

"Die Untersuchungen sind abgeschlossen, wir warten jetzt auf die Expertise der Fachleute. Im Moment wären alle Aussagen zur Zukunft des Schiffes reine Spekulation," bittet Werftleiter Heinrich Pannhofer im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten um Geduld. "Wir müssen jetzt ganz einfach wissen, was zu machen ist, was das kosten würde - und dann wird man entscheiden was geschieht." Für Schneider ist indes klar, "dass es schade wäre, würde das Schiff verschrottet." der Harder hat die Erfolgsgeschichte der "Hohentwiel" aus nächster Nähe mitverfolgen können und hält auch für die "Österreich" einen Weiterbestand als historisches, voll funktionstüchtiges Motorschiff-Museum für erfolgsversprechend. Immerhin ist die "Österreich" Österreichs erstes motorbetriebenes  Motorschiff. Kritischer Nachsatz: "Natürlich nicht um jeden Preis, aber ich hoffe, dass es sich rechnet." 

Die "Österreich" ist indes nicht das einzige Schiff der "Vorarlberg Lines", dass die Saison in der Fußacher Werft verbringt. Derzeit ist auch die "Feldkirch" dort zu Gast und wird ebenso wie die "Österreich" einem genauen Check unterzogen. Auch für das 1955 gestellte Motorboot stehen Renovierungsarbeiten an.

Zeuge einer neuen Ära

Worin besteht der "sentimentale" Wert der "Österreich"? Arnulf Dieth hat es in seiner Dokumentation über die "Österreichische Schifffahrt auf dem Bodensee" ausführlich festgehalten: "Das Jahr 1925 zählt zu den Meilensteinen in der Geschichte der Bodenseeschifffahrt. Damals nahm das Motorboot "Konstanz" seine Fahrten auf."
Nur zwei Jahre später gab die Österreichische Bodenseeschifffahrt die "Österreich" in Auftrag, die 1928 den Beginn der neuen Ära  auch auf dem Obersee einleitete. Im Zweiten Weltkrieg als Torpedo-Versuchsschiff im Einsatz und 1945 von den Franzosen beschlagnahmt erlitt das Schiff massive Beschädigungen und konnte nach der Freigabe der Besatzungsmacht wegen des desolaten Zustands Nicht eingesetzt werden.1950 wurde das "Wrack" um 50.000 Franken der SBB angeboten, die das Angebot jedoch dankend ablehnte.
Daraufhin entschlossen sich die ÖBB 1951/53 selbst zur Renovierung und am 25. Juli 1953 ging die "Österreich" wieder in Dienst.

(Vorarlberger Nachrichten v. 21.08.10)  

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