Katamaran soll auf den Prüfstand

Vor wenigen Tagen hat der Katamaran seinen fünften Geburtstag gefeiert, doch wenn es nach der Freien Wählergemeinschaft (FWG) im Konstanzer Gemeinderat geht, dann könnte dies durchaus auch der letzte Geburtstag der Verbindung zwischen Friedrichshafen und Konstanz gewesen sein. In einem Antrag fordern die Stadträte Jürgen Faden und Anselm Venedey nun eine strenge Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Katamarans: „Sollte sich dabei herausstellen, dass die Schiffsverbindung ihr Minimalziel, kostendeckend zu arbeiten, nicht erreicht hat, muss über eine Neuausrichtung beziehungsweise Neuorientierung oder Streichung derselben beraten werden“, heißt es in dem Antrag, der dem SÜDKURIER vorliegt.

In ihrem detaillierten Schreiben stellt die FWG unter anderem Fragen nach den momentanen Auslastungszahlen, dem potenziellen Kauf eines vierten Katamarans, dem bisher angehäuften Defizit der Fährverbindung und den möglichen finanziellen Konsequenzen einer Einstellung der Linie. Dies bezieht sich vor allem auf mögliche Rückzahlungen an das Land Baden-Württemberg. Des Weiteren fordern die Freien Wähler ebenfalls zu prüfen, inwieweit die Katamarane jenseits des öffentlichen Nahverkehrs eingesetzt werden könnten. Auch ein Verkauf der Schiffe wird hierbei explizit ins Spiel gebracht. Antworten auf ihre Fragen erwarten die Freien Wähler, so heißt es in dem Schreiben, dann in einer Sitzung des Konstanzer Gemeinderats nach der Sommerpause.

(Südkurier v. 05.07.10)

 

Katamarane im Gegenwind

Nach fünf Jahren Betrieb der Katamaran-Verbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen bleibt Ernüchterung: Die Schnellboote brachten nur Defizite ein.

Im Stundentakt sind zwei Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichshafen seit fünf Jahren unterwegs. Bis Ende Juni 2010 haben 1,68 Millionen Fahrgäste diese Schnellfähren genutzt – offenbar zu wenig: Das jährliche Defizit beträgt 800 000 Euro, getragen von den Reederei-Gesellschaftern, den Stadtwerken von Konstanz und Friedrichshafen.

Linke Liste fordert Abschaffung

Die Katamarane namens Constanze und Fridolin hatten etliche juristische und politische Hürden zu überwinden, bevor sie 2005 mit Baukosten von 7,8 Millionen Euro vom Stapel gelassen wurden. Die leichten Alu-Boote brausen mit 40 km/h über den See, legen ihre Route in einer knappen Stunde zurück und befördern dabei bis zu 182 Passagiere.

Doch die von Kritikern bemängelte Wirtschaftlichkeit hat sich bis heute, auch nach dem Bau des dritten, überwiegend als Ersatz bei Reparaturen oder für Rundfahrten eingesetzten, Katamarans Ferdinand, nicht verbessert. Die Linke Liste im Konstanzer Gemeinderat fordert gar, die Schiffslinie aufzugeben. Die Oberbürgermeister Horst Frank (Konstanz) und Andreas Brand (Friedrichshafen) sehen in den Katamaranen jedoch eine «wichtige Infrastruktur», die man aber noch optimieren müsse. Tatsächlich bleibt nach fünf Jahren Betrieb ein Gesamtdefizit von vier Millionen Euro zurück. Laut Manfred Foss, Geschäftsführer der Katamaran-Reederei in Friedrichshafen, hängt dies einerseits mit den stark gestiegenen Treibstoffpreisen zusammen. Andererseits habe man mit den Katamaranen «Neuland betreten»: Es brauche mindestens sieben Jahre, bis sich dieser Service bei der Bevölkerung etabliert habe, schätzt Foss.

Positive Zahlen im neuen Jahr

Er betonte aber auch, dass der Kostendeckungsgrad auf fünf Jahre gesehen bei 75 Prozent liege. Zudem habe das erste Halbjahr 2010 eine positive Entwicklung gezeigt: Über 5000 Fahrgäste und somit vier Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien gezählt worden.

(Gerhard Herr/St. Galler Tagblatt v. 05.07.10)

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