Dämpfer für Flotten-Pläne

Vielleicht schippern in naher Zukunft etliche schwimmende Denkmäler über den See. Denn fünf Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) sollen unter Schutz gestellt werden. Das hätte gravierende Folgen für das Tochter-Unternehmen der Stadtwerke: Eigentlich sollte die Weiße Flotte innerhalb von 30 Jahren komplett erneuert werden.

Die Denkmalschutz-Pläne reifen im Landesdenkmalamt. Die Behörde kläre gemeinsam mit der Konstanzer Stadtverwaltung die Einzelheiten ab, bestätigt Monika Mayr, Pressereferentin im zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart. Im Gespräch seien jedenfalls fünf Schiffe. Ob sie wirklich alle betroffen sein werden und in welchem Umfang, das solle bis Herbst entschieden werden. "Das ist noch alles Spekulation", sagt sie. 

Hinter den Kulissen wird gekämpft

BSB-Geschäftsführer Jörg Handreke gibt keine Auskunft über den Stand der Dinge. Er verweist auf Oberbürgermeister Horst Frank, den Aufsichtsrats-Vorsitzenden der Stadtwerke, die die BSB vor vier Jahren von der Deutschen Bahn AG erworben haben. 

Franks Sprecher Walter Rügert verrät nichts über Details, er berichtet nur von "konstruktiven Gesprächen". Dabei geht es hinter den Kulissen durchaus zur Sache. Jörg Handreke kämpft um sein Flotten-Konzept, mit dem er gleich zu seinem Einstand vor fast drei Jahren mächtig gewirbelt hat. Das erste neue Schiff, die "Lindau", ist bereits auf dem See unterwegs. 

Neben fünf Schiffen neuerer Bauart sind noch sieben ältere in Betrieb. Die "Baden" wurde als ältestes 1935 gebaut, die "Karlsruhe" und die "Schwaben" jeweils 1937. Jörg Handreke will den Betrieb angesichts der rührigen Konkurrenz in Österreich und der Schweiz für die Zukunft trimmen. 

Keine Begeisterung über den neuen Kurs

Die Sanierung teurer Denkmäler könnte dieses Ziel erschweren, denn das Unternehmen wird es sich kaum leisten können, zusätzlich neue Schiffe zu bauen. Außerdem fehlt es an Liegeplätzen in den Häfen, sollte die Flotte durch den Denkmalschutz künstlich aufgebläht werden. In der Chefetage hofft man daher, dass sich die Verwaltung auf die Hinterbeine stellt. 

Mancher altgediente Kapitän ist bei aller Liebe zu neuer Technik vom Kurs des Chefs nicht ganz begeistert. Die "Lindau" zeichne eben nicht mehr das Flair der alten Schiffe aus, wird bedauert. Denn diese haben große Freidecks, auf denen sich Touristen gerne aufhalten. Die "Lindau" bietet dagegen kaum Außenflächen, dafür viele klimatisierte Räume. Mancher Mitarbeiter könnte also damit leben, wenn ein kleiner Teil der Flotte denkmalgeschützt über den See tuckert.

(Josef Siebler/Südkurier v. 20.07.07)

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