Bodensee-Schiffe als Kulturdenkmale

Vier Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) sind als Kulturdenkmale eingestuft.

Es sind die derzeit an Land liegende „Möve“, die Motorschiffe (MS) „Baden“ und  „Schwaben“ sowie das Arbeitsschiff (AS) „Friedrichshafen“. Die Stadt Konstanz als untere Denkmalschutzbehörde und die BSB-Geschäftsführung unterzeichneten am Mittwoch, 4. Juni, in Konstanz einen Vertrag zum dauerhaften Erhalt der Schiffe. „Sie belegen als materielle Dokumente wichtige Phasen der Entwicklung der Bodenseeschifffahrt“, sagte Dr. Michael Hascher, im Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart für die technischen Kulturdenkmale zuständig. Die BSB sind mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden. „Es ist ein vernünftiges Arrangement aus der Verpflichtung der 190-jährigen Geschichte der Bodensee-Schifffahrt sowie des stets erforderlichen wirtschaftlichen Betriebes der Schiffe. Diese Regelung mit Augenmaß unterzeichnen wir gerne“, so die beiden Geschäftsführer Petra Pollini und Dr. Norbert Reuter.

Vier Bodensee-Schiffe sind als Kulturdenkmale eingestuft worden, unter anderem das MS „Schwaben“ im Hintergrund. In Konstanz unterschrieben die Beteiligten den entsprechenden Vertrag (von links): Frank Mienhardt vom Bauchrechts- und Denkmalamt der Stadt Konstanz, Dr. Michael Hascher vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, BSB-Geschäftsführerin Petra Pollini, BSB- und Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter und Christoph Witte, Geschäftsbereichsleiter Schiffs- und Hafentechnik.

Die Schiffe gehören seit Jahrzehnten zum vertrauten Bild des Bodensees. Sie wurden und werden teilweise immer noch im Kursverkehr eingesetzt. Daran wird sich auch nichts ändern. Die  „Baden“ und die „Schwaben“ gehören zur Weißen Flotte der BSB. Und auch das Arbeitsschiff „Friedrichshafen“ soll weiter seinen Dienst versehen. Betrieblich erwarten die BSB keine zusätzlichen finanziellen Mehrbelastungen oder sonstige Einschränkungen. In einem Katalog ist festgehalten, welche Änderungen an den Schiffen der Zustimmung der Denkmal-Behörden bedürfen. Turnusmäßige Revisionen und betriebstechnische Instandsetzungen könnten größtenteils auch weiterhin ohne sie durchgeführt werden, sagte Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Der Vertrag führe die Anforderungen des Denkmalschutzes und die wirtschaftlichen Interessen der BSB zu einem sinnvollen Ausgleich.

Der historische Lastensegler „Möve“ wurde laut Betriebsbuch bereits im Jahr 1877 gebaut. Die Denkmalpfleger sehen es als ältestes auf dem Bodensee noch verkehrendes Schiff, „das zudem fragmentarisch noch den historisch wichtigen Typ des Lastenseglers überliefert“, berichtet Michael Hascher. Die „Möve“ wurde zuletzt als Arbeitsschiff eingesetzt, zurzeit liegt sie in Konstanz an Land.

MS „Baden“ und MS „Schwaben“ zählen zur Ära der großen Motorschiffe der 1930er Jahre, die für die Nutzung im Freizeitverkehr ausgelegt waren. Michael Hascher: „Ihre Konzeption war technisch wie gestalterisch sehr modern.“ Die in der Bodan-Werft Kressbronn gebauten Schiffe sind mit dem damals neuen Voith-Schneider-Antrieb ausgestattet, wobei bei der „Schwaben“ (1937) das Heck auf diesen Antrieb abgestimmt war, es handelt sich um das sogenannte Voith-Bodan-Heck. Die ältere „Baden“ (1935) hatte dagegen noch ein klassisches Heck. Der Antrieb legte die Gestaltung mit Fahrgasträumen und Steuerstand in der Schiffsmitte nahe. „Der konkrete Aufbau der Dreideckschiffe, der in der Seitenansicht die Decksbauten markant hervortreten lässt und das Hauptdeck in die Silhouette einbindet, wurde geradezu zum Symbol der modernen Bodenseeschifffahrt“, erläutert Hascher. Im Innern wird die Baden durch qualitativ hochwertige Holzeinbauten, die Schwaben durch die Treppenräume und Salons im Stil des Art déco geprägt.

Die 1952 für die Bundesbahn gebaute „Friedrichshafen“ wird von den BSB heute als Arbeitsschiff eingesetzt. Es dokumentiert aus Sicht des Denkmalschutzes die 1950er Jahre. Zunächst war es für den Verkehr Richtung Untersee und Rhein konzipiert, so konnte es als niedriges Eindeckschiff unter der Konstanzer Rheinbrücke hindurchfahren. „Ihr Denkmalwert wird durch den großen Anteil originaler Überlieferung bestimmt“, sagt der Fachmann des Landesamtes für Denkmalpflege. Bemerkenswert ist hier das für die 1950er Jahre typisch gestaltete, abnehmbare Steuerhaus mitsamt dem großen Steuerrad.

(Bodensee-Schiffsbetriebe BSB v. 04.06.14)

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