Von der Dampfmaschine zum Dieselantrieb

Karl F. Fritz referiert im Rosgartenmuseum über die Geschichte der Bodenseeschifffahrt.

Die rund 200-jährige Geschichte der motorisierten Schifffahrt auf dem Bodensee weist etliche Höhe- und Tiefpunkte auf. Nicht immer befand sie sich in einem so ruhigen Fahrwasser wie in den letzten Jahrzehnten. Schiffskatastrophen, Pleiten und Übernahmen, die beiden Weltkriege und der Wandel von der Dampfmaschine zum Dieselmotor sind einige der herausragenden Ereignisse. Karl F. Fritz, dem wohl bekanntesten Experten für die Bodensee-Schifffahrt, gelang es, im Zunftsaal des Rosgartenmuseum rund 50 Zuhörer in den Bann seines bebilderten Geschichtsabrisses zu ziehen.

Angeregt durch die Erfolge von Robert Fulton im Dampfschiffbau begann Johann Caspar Bodmer im Jahr 1817 den ersten Dampfer für den Bodensee zu bauen. Aus Geldmangel erreichte die bestellte Dampfmaschine nie ihren Zielort. Stattdessen baute er eine viel zu schwache Maschine ein, die er aus seiner Spinnereifabrik entnommen hatte. Auf der Jungfernfahrt erreichte die Stephanie zwar Meersburg, aber auf der Rückfahrt fiel ihre Maschine aus und die Fahrgäste mussten zu den Rudern greifen. Bodmer musste schließlich vor seinen Gläubigern flüchten. Da die Stephanie nie mehr zum Einsatz kam, hat sich im Volksmund der Spitzname „Steh-fahr-nie“ eingebürgert.

Das erste wirklich funktionsfähige Dampfschiff auf dem Bodensee war der Dampfer Wilhelm. König Wilhelm I. von Württemberg habe gefordert, der See „soll verbinden und nicht trennen“, berichtete Fritz. Ebenfalls im Jahr 1924 wurde der Dampfer Max Joseph in Dienst gestellt. Wegen des Widerstandes der Schifferzünfte kam er von Lindau nach Konstanz. Trotz aller Widerstände seien die Fahrpläne bald auf die Postkutschen abgestimmt worden, erzählte Karl F. Fritz.

1837 lief die Ludwig vom Stapel, das erste Dampfschiff auf dem Bodensee, das eine Eisenschale besaß. Ab 1869 gab es den Trajektverkehr auf dem See, bei dem Güterwaggons auf Schiffe verladen wurde. Besonders erwähnenswert war der Dampftrajekt I, der Schaufelräder mit acht Meter Durchmesser hatte. Als 1880 fast der ganze Obersee zufror, war der Dampftrajekt I das Schiff, das sich am längsten durch das Eis arbeiten konnte. Auf seinen beiden Gleisen konnte es 18 Waggons befördern. „Das war ein imposantes Schiff“, sagte Fritz beeindruckt.

Das Jahr 1931 brachte laut Karl F. Fritz die endgültige Entscheidung für den Dieselantrieb. Damit verbunden war auch die Einführung des Voith-Schneider-Antriebs, dessen Flügel senkrecht im Wasser stehen. Dieser Antrieb verschaffte den Schiffen eine deutlich verbesserte Manövrierbarkeit. Damit wurde auch das Motorschiff Austria ausgestattet. Das 1939 in Dienst gestellte Schiff erhielt vorerst den Namen Ostmark und wurde nach dem zweiten Weltkrieg nach der Wiederindienststellung 1946 zur Austria. 1950, 1951 und 1953 gewann es die legendären Wettfahrten um das Blaue Band, was ihm im Jahr 2003 dann noch einmal gelang.

(Südkurier v. 07.06.14)

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