Für Berufs- und Freizeitkapitäne

Michael Bergs ausführliches Buch zur Motorschifffahrt auf dem Bodensee

Sie sind nicht nur ein Fortbewegungsmittel, Bodenseeschiffe sind für Technikfreunde eine Leidenschaft und für Denkmalschützer ein Kulturgut. Diese Spannbreite verarbeitet Michael Berg in seinem Buch zur Motorschifffahrt auf dem Bodensee. Herausgeber ist das Technoseum, das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.

Als die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) von der Deutschen Bahn (DB) an die Stadtwerke Konstanz übergingen, wurde eine neue Ära in der Schifffahrt eingeläutet. Wenig später legte der neue Chef Jörg Handreke ein ehrgeiziges Konzept vor: Er wollte die Flotte innerhalb von 30 Jahren komplett erneuern. Er wurde jäh gebremst, als der Denkmalschutz seine Hand auf die älteren Schiffe legte. Die BSB steuern nun einen sanfteren Modernisierungskurs. Die Schiffe Möve, Schwaben, Baden und Friedrichshafen stehen unter Denkmalschutz.

Technikliebhaber sowie Berufs- und Freizeitkapitäne kommen bei der Lektüre auf ihre Kosten. Michael Berg bietet einen umfangreichen geschichtlichen Überblick über die Motorschifffahrt, die im Volksmund nur Weiße Flotte genannt wird. Er stellt über 30 Schiffe und ihre Geschichte sehr detailliert vor. Der Autor nennt sie liebevoll Oldtimer mit einem besonderen Design, das „wohlproportioniert und von zeitloser Ästhetik“ sei. Viele Bilder zeigen die Schiffe in den Bodensee-Häfen, andere bieten Blicke in zum Teil sehr elegante Säle oder in den Motorenraum.

Die Baden (Baujahr 1935) und die Schwaben (1937) haben es Michael Berg besonders angetan. Er hoffe, dass das Landesamt für Denkmalschutz und die BSB einen Weg finden, „zumindest diese beiden wichtigen Zeugen einer vergangenen Epoche der Bodenseeschifffahrt zu erhalten“.

Michael Berg: Die Motorschifffahrt auf dem Bodensee unter der Deutschen Reichsbahn und in der Nachkriegszeit, Heidelberg 2010, 24,80 Euro, ISBN 978-3-89 735-614-6.

(Südkurier v. 17.12.10)

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