Alte "Lindau" wird verschrottet

Die Restaurantträume sind ausgeträumt – Greifbagger besiegelt das Schicksal des alten Passagierschiffes.

Sie kreischt noch auf, wenn auf der Fußacher Werft der alten „Lindau“ die hydraulische Greifzange in die rostigen Aufbauten fährt und sie gnadenlos in Stücke reißt. Das 1958 fertiggestellte Schiff wird derzeit vom Bagger eines deutschen Abbruchunternehmens für die Schrottpresse zerlegt. Der Rumpf kommt zuletzt dran, erst musste das nicht gerade umweltfreundliche und öldurchsetzte Bilgenwasser aus dem Bauch des Schiffes abgepumpt und entsorgt werden.

Eine Vorarlberger Recycling­firma hatte heuer das in die Jahre gekommene Passagierschiff von den Konstanzer Schiffsbetrieben BSB zum Abbruch gekauft. Die aufgekommenen Gedanken, die „Lindau“ als Restaurantschiff weiter zu verwenden, zerschlugen sich bald. Hohe Investitionskosten für eine gastronomische Umrüstung des Schiffes waren das eine Hindernis. Nicht zu lösen war die Frage, wo das schwimmende Restaurant einen Dauerliegeplatz hätte finden sollen.

Bewegtes Leben

Das jetzt als „Lindau“ auf dem Schrotthaufen endende Schiff, 43 Meter lang und 9,10 Meter breit, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Erbauen ließen es auf der Bodanwerft in Kreßbronn die Deutschen Bundesbahnen, es war als Ersatz für den Raddampfer „München“ mit 182 Tonnen Verdrängung und Platz für 400 Passagiere der erste größere Schiffsneubau nach dem Krieg. 1958 lief das Schiff zu seiner Jungfernfahrt aus, an seinem Bug stand nach dem Allgäuer Aussichtsberg noch der Name „Grünten“.

Erst 1964 wurde das Schiff auf „Lindau“ umgetauft und war für längere Rundfahrten als auch im regelmäßigen Kursverkehr von Lindau ans Schweizer Ufer nach Rorschach eingesetzt. Ende der Saison 2003 wurde das Schiff von den Konstanzer Eignern stillgelegt, die beiden Motoren hätten teure Überholungen erfordert. Ein Jahr dümpelte die „Lindau“ noch in Friedrichshafen vor sich hin und wurde kaum eingesetzt. Dann wurde sie in den Hafen von Lindau verlegt, wo sie weiter arbeitslos blieb. Neben dem alten Leuchtturm vertäut schlug der „Lindau“ die schwerste Stunde.

Letzte Fahrt im Jahr 2007

Im Herbst 2004 drang Wasser in den Rumpf ein, vermutlich waren nicht alle Ventile geschlossen. Das Schiff geriet in bedenkliche Schieflage. Das eilige Auspumpen durch die Feuerwehr bewahrte es gerade noch vor dem Untergang. Vom Abstellplatz aus musste das ausgemusterte Schiff dann 2006 auch zusehen, wie ihr gleichnamiger Nachbau als nagelneue „MS Lindau“ zur Jungfernfahrt auslief. Anfang Juni 2007 musste die alte „Lindau“ die letzte Fahrt nach Fußach antreten, wo sie jetzt als ein Stück bewegter Bodenseegeschichte endet.

(Vorarlberg Online v. 17.12.10)

 

Kursschiff Lindau wird verschrottet

Über 40 Jahre lang ist das Kursschiff die Strecke Lindau–Rorschach gefahren und hat dabei Tausende Passagiere befördert. Im Jahr 1958 wurde sie unter dem Namen «Grünten» in Dienst genommen, und nachdem der Raddampfer Lindau aus dem See genommen wurde, auf «Lindau» umgetauft. Weil die Lindau manchmal über 100 Velofahrer an Bord hatte, trug sie den Übernahmen «Raddampfer». «Die <Lindau> war das zweite Schiff, welches die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut haben», erklärt Urs Grob, Hafenmeister von Rorschach.

2004 wurde sie aus dem Wasser genommen, weil die Maschinen nicht mehr funktionstüchtig waren. Die zuständigen Behörden hätten hin und her überlegt, seien dann wohl zum Schluss gekommen, dass die Erneuerung der Maschinen eines mittelgroßen Schiffes im Vergleich mit dem Neubau zu teuer sei, erklärt Grob die Verschrottung. Das Schiff wurde letzte Woche in Fussach aus dem Wasser genommen und gestern mit der Verschrottung begonnen.

Im Moment befindet sich auch die «Österreich», das älteste Schiff, das 1928 zum ersten Mal auf dem Bodensee gefahren ist, in Fussach. Sie wird jedoch nicht verschrottet, sondern wieder hergerichtet.

(St. Galler Tagblatt v. 14.12.10)

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