Weiße Flotte gerät in die Bredoullie

Denkmalgeschützt und bald unsinkbar?

Die Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) geraten mit ihrer Flotten-Politik und dem damit zusammenhängenden Kostenplan in die Bredoullie, ausgelöst vom Landesdenkmalamt und von neuen Sicherheitsbedingungen. Die Kostenfalle entsteht dadurch, dass spätestens im Jahre 2045 alle Passagierschiffe faktisch und praktisch unsinkbar sein müssen, so die neuesten Bestimmungen der zuständigen Sicherheitsbehörden. Dafür müssen nach und nach sämtliche Schiffe umgerüstet werden. Hinzu kommt, dass das Landesdenkmalamt mehr Sensibilität bei der Renovation und beim Abwracken von Jahrzehnte alten Schiffen fordert.

Schiffe auf der Abschussliste

Seit 1999 haben die BSB sechs Motorschiffe stillgelegt oder zum Teil abgebrochen („Allgäu“, „Friedrichshafen“, „Lindau“, „Überlingen“, „Mainau“), zwei weitere Motorboote „Baden“ und „Schwaben“, so heißt es, stünden auf der Abschussliste. Konkret sollen wohl drei historische Schiffe unter Schutz gestellt werden. Denkmalschützer schlugen erst unlängst Alarm, als das alte Motorschiff „Lindau“, das im Hafen von Lindau vor sich hingammelte, ins österreichische Fußach weggeschleppt wurde.

„So etwas wie die Quadratur des Kreises“

So verständlich die Sorgen des Landesdenkmalamtes sind: Zunächst einmal sorgen sich die Konstanzer Geschäftsstrategen wegen der Kostenseite. Der Grüne Oberbürgermeister höchst persönlich soll sich an die beamteten Denkmalschützer gewandt und vor überzogenen Forderungen gewarnt haben. Horst Frank, so hört man, soll auf die schwierige Finanzlage der Stadt verwiesen haben und auf die notwendige Modernisierung der Weißen Flotte, die von den Stadtwerken Konstanz vor vier Jahren von der Bahn AG erworben worden war. Für ein historisch schützenwertes Schiff wie die „Baden“, so sagen Ingenieure, bedeuten die sich abzeichnenden Bestimmungen so etwas wie die Quadratur des Kreises: Entweder bewahre man die historische Substanz, oder man mache es unsinkbar. Beides sei bei diesen zwar wertvollen, aber alten Schiffen kaum möglich.

Gutachten eines St. Galler Juristen

Kritik an der Flottenpolitik der Schiffsbetriebe gab es bereits vergangenes Jahr, als sie sich anschickten, auch die Schweizer Oberseeflotte zu übernehmen. Seinerzeit wurde ein vernichtendes Gutachten bekannt, das der St. Galler Beat Zumstein verfasst hatte, der im Auftrag einer Thurgauer Inverstoengruppe tätig geworden war, die später dann auch Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) AG Romanshorn erwerben konnte.

„Eine Politik der Selbstdemontage“

Die Flottenpolitik der BSB, schrieb Zumstein, führe „zur Selbstdemontage“. Das beginnt für den St. Galler Juristen bei Problemen mit dem Fahrplan, reicht über ungerechtfertigte Stilllegungen bis zu verunglückten Renovierungen und bedeute am Ende volkswirtschaftlichen Schaden. Sehr gute Noten erhielt dagegen der Fährverkehr zwischen Konstanz-Staad und Meersburg. Die Ertragslage sei ausgezeichnet. Allerdings, so beurteilte der promovierte Jurist Beat Zumstein die allgemeine Lage, seien „nur auf dieser Grundlage Projekte wie der Kauf der BSB oder die Einrichtung der Katamaran-Linie möglich“ geworden.

(Dornroeschen.nu v. 22.06.07)

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