Frühjahrsputz auf den Fährschiffen

Nicht nur die Wohnungen werden im Frühling auf Hochglanz gebracht. Auch für die Konstanzer Fähren findet derzeit ein Großreinemachen statt. Wir haben den Arbeitern über die Schultern geschaut.

Shams Shabab und Ali Tasbasi sind gefragte Männer in diesen Tagen. Sie wischen und polieren, sprühen und prüfen. Sie stehen auf wackeligen Waschgerüsten oder auf festem Schiffsboden, immer die riesigen Flächen im Blick, die wieder blitzen und blinken sollen. Shams Shabab und Ali Tasbasi gehören zu den Arbeitern, die innerhalb von drei Wochen die sechs Autofähren auf Hochglanz bringen.

Das ist gar nicht so einfach. Nur drei Tage Zeit haben die zwölf bis 15 Kräfte für ein Schiff. In diesen drei Tagen müssen sie bei den großen Fähren Lodi und Tábor je 880 Quadratmeter Glas, 1260 Quadratmeter Stahlfläche und 1640 Quadratmeter Boden und Wände putzen. Jeden Winkel müssen die Lappen erreichen, denn bei der Endkontrolle durch die Fährbetriebe entgeht den geschulten Augen nichts. Oft arbeiten die Menschen mit den Armen über dem Kopf, schließlich müssen auch die Decken sauber werden.

Frühlingsputz der Schiffe ist anstrengend

Das ist anstrengend, doch die Mitarbeiter haben sich daran gewöhnt. „Es macht Spaß, schwierig ist das für uns nicht mehr“, sagt der 29-jährige Shams Shabab. Er säubert gerade die Außenhaut der Tábor, die auf dem Waschplatz im Fährehafen Staad liegt. Dieser Waschplatz wird im Frühjahr gut genutzt. Die Schiffe Meersburg, Konstanz und Kreuzlingen haben das Schönheitsprogramm schon hinter sich, auf die Tábor folgen noch die Lodi und die Fonti, wie die Fähreleute die Fontainebleau liebevoll nennen.

Bis zum 26. April wird geputzt

Am 26. April soll die Schiffsputzete abgeschlossen sein. Das ist auch nötig, denn an warmen Tagen müssen alle sechs Fähren im Einsatz sein. „Wir haben in den vergangenen Jahren auch mal Nachtschichten eingelegt, um alles rechtzeitig fertig zu bekommen“, erzählt Gebäudereinigermeister Thomas Schneider, dessen Firma aus Niedereschach einen Großteil der Arbeiten erledigt.

Stefan Ballier, Geschäftsbereichsleiter des Fährebetriebs bei den Stadtwerken Konstanz, erklärt: „Die Schiffe sind in einen Fahrplan eingebunden. Wenn es beim Putzen zu Verzögerungen kommt, können wir nicht einfach eine andere Fähre zehn Tage lang durchfahren lassen.“

So müssen Shams Shabab, Ali Tasbasi und die anderen Gas geben. Für die Säuberung der Schiffshülle verwenden sie Trockenpolitur, die sie nach dem Festwerden mit einem Lappen aufnehmen. „Da die Schiffe im Trinkwasser liegen, können sie nicht einfach eingeseift werden“, sagt Stefan Ballier.

Strenge Richtlinien zur Schiffsreinigung

Die Gewässerschutzkommission Bodensee hat strenge Richtlinien für die Reinigung von Großschiffen ausgegeben. Auch die rund 60 Liter Putzmittelkonzentrat, die pro Fähre in verdünntem Zustand benötigt werden, dürfen nicht über Bord gekippt werden. Das Abwasser wird in die Fäkalienentsorgung gegeben. Wenn dann jeder Winkel sauber ist, haben die Reinigungskräfte noch eine spezielle Aufgabe: Sie sprühen auf den Lack biologische Bitterstoffe auf. „Die Schiffe sind ein Eldorado für Spinnen“, sagt Stefan Ballier. „Im Hafen ist Licht, es ist warm und feucht, also kommen viele Mücken“, sagt er. Diese wiederum sind die Leibspeise von Spinnen. Die Bitterstoffe halten die Achtbeiner davon ab, auf die Fähren zu krabbeln.

Stefan Ballier steht auf dem Waschgerüst und lässt seinen Blick über den Anleger schweifen. Gerade ist die noch ungereinigte Fontainebleau in Staad eingelaufen. „Sehen Sie den Unterschied? Hier sind deutlich Rußspuren auf der weißen Schicht zu erkennen“, sagt er.

Tatsächlich: Neben der schon geputzten Kreuzlingen sieht die Fonti richtig dreckig aus. „Früher war das bei allen Fähren so schlimm“, sagt Stefan Ballier. „Heute sind die meisten Motoren so sauber, dass es kaum noch Ablagerungen auf der Außenhaut gibt.“ Merken die Fahrgäste eigentlich, wie viel Arbeit in den Fähren steckt? „Ach, es ist wie überall“, sagt Stefan Ballier gelassen. „So etwas fällt nur auf, wenn es nicht in Ordnung ist.“

(Kirsten Schlüter/Südkurier v. 22.04.13)

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